Am dritten Wochenende im September, vom 15. bis zum 17. dieses Monats, werden wir zu Ebernburg in Bad Münster am Stein das Großlager zum letzten Male komplett aufschlagen. Am Morgen des 18. September 2017 endet somit die lange Zeit unseres Fürstenlagers an einer der schönsten Lagerplätze. Wir werden uns von sehr vielen Dingen trennen! Der große Baldachin, diverse Lagerzelte, die Küche, Möbel und fast die gesamte noch vorhandene Ausrüstung sind vakant sowie verkäuflich. Wer etwas in der Art sucht, der melde sich bitte unter den üblichen Kontaktdaten bei uns.

Es begann vor 20 Jahren und nach geraumer Zeit fragte uns ein Marktvoigt in Unkenntnis, wer wir seien, so daß er uns eine Frageliste überreichte.

So sehet also -Fragen an Hagen bei großen Lagern

Wie ist Zielsetzung und Erscheinungsbild des Lagers?

Wir haben das Ziel, mit nur wenigen Einschränkungen aber zeitnah, die Epoche des Stauferkaisers und Querdenkers Friedrich II um 1229/30 authentisch darzustellen. Unser Herr „ Frederico Secundo“, auch Stupor Mundi oder das Staunen der Welt genannt, in dessen Namen wir in den fünfter Kreuzzug aufgebrochen sind, ist die herausragende Persönlichkeit des Hochmittelalters. Wir haben es uns zur Aufgabe gesetzt, seine Lehren, Weißheiten, aber auch seine rigiden Methoden der Nachwelt näher zubringen und ein Verständnis, zumindest eine Beachtung, der damals schon verwirklichten Annäherung der unterschiedlichen Kulturen zu vermitteln.

So berichten wir von seinen Plänen, über seine Verbündeten und Helfer (z.B. Franz von Assisi), seinen Erfolgen und Niederlagen sowie über die schönen Künste, die er wie keiner zuvor in das Abendland gebracht hat, bevor der Vatikan, ermutigt durch seinen unerwarteten Tod, diese Lehren für über 750 Jahre unter Verschluss genommen hatte.

Was genau stellt das Lager und die darin eingebundenen Personen dar?

Einen Lehnsherren, der mit seinem Gefolge in diplomatischen Dienst Erzbischofs Engelbert I. von Coelln auf der unwegsamen Reise nach Brindisi im fernen Apulien ist. Dort soll erneut zur Überfahrt ins Heilige Land eingeschifft werden.

Auf der Pilgerfahrt begleiten den Fürsten: Seine Gattin, zwei hochwohlgeborene Töchter, die beiden Söhne, ein kampffähiger Junker und ein inzwischenzum Knappen gereifter Knabe.

Und so macher gute Freunde.

Welche Zeit wird historisch korrekt dargestellt?

Die große Zeit Friederich II, insbesondere die Jahre des Herrn 1229 / 30 bis zu dem plötzlichen Tod des Kaisers im Jahre 1250.

Wie viele Darsteller sind im Tross?

Für unsere Reisen in diesem Jahre erwarten wir zwischen 8 und 12 Teilnehmer, wobei sich eventuell auch der eine oder andere Söldner, sowie die stets willkommenen Marketenderinnen dazu gesellen werden.

Welche Aufgaben und Rollen sind im Lager verteilt?

Wir leben Lagerleben, klare historisch orientierte Aufgabenverteilung, keine Basisdemokratie, wenn gleich manchmal die ein oder andere nicht standesgemäße Tätigkeiten durch Fürst oder Herrin erledigt werden müssen. Im Einzelnen:

Der Fürst und Lehnsherr mit seiner Herrin
Die zwei hochwohlgeborenen Töchter
Der Waffen-Junker und der Knappe
Die treuen und loyalen Vasallen des Fürsten
Die Söldner und Marketenderinnen

Jede Seele auf dem Kreuzzug hat ihr Kreuz zu tragen. Unsere Reise ist keine Gruppenwallfahrt, wir haben keine Mittel mittellose Reisende mitzuschleppen. Jeder hat seine Aufgaben und Darstellung, zugeteilte Verantwortung ist zu erbringen, Verfehlungen werden geahndet, Begründungen für das Ablegen der Gewandung oder gar frühzeitiges Verlassen der Lagerstätte sind nahezu nicht möglich.

Welche Handwerksdarstellungen werden geboten?

Kochen auf der offenen Feuerstelle,
Stickerei am historischen Sticktisch und Handarbeit
Gewandschneiderei und Kunde der Tücher,
Schreiberei mit Federkiel, Zeichnung und Malerei,
Jagd- und Fellkunde,
Rüstzeug, Waffenkunde, u.v.a.

Welche interaktiven Aktionen mit dem Publikum gibt es?

Erzählungen von des Friederich II kultureller Bedeutung, seiner Reisen und politischen Ziele sowie deren Auswirkung und Bedeutung auf den Kulturenkonflikt in der Neuzeit.
Aktives, nach Art und Zivilisationsgrad der Veranstaltung gestaffeltes, für das Publikum offene Lager,
Zuberdarstellungen soweit vom Veranstalter/Zubermeister vorbereitet (z.B. Dusche für vorher und nachher vorhanden)
Medizinische Kunde und Durchführung von kassengestützten Pestumzügen (inkl. Entfernung von infizierten Besuchern),
Shisha-Ecke und Darstellung eines Sarazenischen Shill-Outs (bis ca 03.00 Uhr),
Pro-aktive Kultur- und Völkerverständigung, Verbandelung mit Christen, Kelten und anderen Heiden, sowie den Kulturen des Buches,
Darstellung Christliche Grundwerte, wie Gebete, Demut, Dankbarkeit vor der Schöpfung und Speisung der Armen, Inquisition durch die Geißel mit der Eselsmütze, u.v.a.
Sportliche Ertüchtigung des Mittelalters wie Bruchenball, Sarazenenball, Kopfesschneiden, Kohlschießen und Königwerfen (Codex Magna Carta),
Geistige Ermunterung des 13. Jahrhunderts durch adäquate Spiele dieser Zeit,
bei Anwesenheit entsprechend talentierter Musiker auch Teilnahme an mittelalterlichen Tanzvergnügen, hier speziell nach Schule Magdalena, Kloster Arnstein/Lahn,
Spontane Bestrafung und Demütigung von Fratzenschneidern jeglicher Art,
Beratung in Gewandungsfragen, Kreuz- und Pilgerzugsplanung, Umgang mit Nichtgläubigen, Toleranz und Regularien,
Sackkarren und Bollerwagen Rodeln (nur in Worms möglich), sonst einfachere Wettbewerbe,
Kampftraining mit Schwert und Bogen, soweit räumlich zumutbar
Teilnahme an geregelten Schlägereien (z.B. Feldschlachten, Bogentournieren, Axtwerfen)
Stelzenlauf-Wettbewerb und Ausbildungsprogramm für Besucher
Jagdreiterei, sofern Pferde vom Veranstalter zur Verfügung gestellt werden können,
Pressearbeit, Interviews, Präsens in den Medien der Neuzeit (Referenzen auf Anfrage erhältlich).
Springboard: Erste Unterweisung für das "Mittelalterlich Lagern", was ist zu tun, um in die Lagerszene zu kommen?

Wie viele Kämpfer werden für die Feldschlacht gestellt?
Wir sind Diplomaten mit der Aufgabe den 6. Kreuzzug ohne Blutvergießen zum Erfolg zu führen (siehe Wikipedia ff.), haben jedoch meist mindestens zwei Mannen unter Waffen, da es immer mal Ärger geben kann (Codex Belli).

Wie viele Personen werden für Wachdienste oder Ähnliches gestellt?
Das hängt stark von Anforderung ab, meist können 5 – 6 Personen bereitgestellt werden, bitte nachfragen wen ihr braucht.

Sind auch Tiere im Lager?

Ja, auch in diesem Jahr wieder die treue Gefährtin Lucinda (kurz Hund), sowie die beliebten Rebhühner, Wachteln oder Hasen und Wildschweine (Details bei der Herrin schon wegen Speisefolge).

Alles unter 2 cm Körpergröße wird als persönliches Problem gewertet und ist vor dem Zuberbesuch zu eliminieren.

Wie viele Zelte werden aufgebaut?

Der Baldachin 9x 9 m im Quadrat mit Abspannung
Das Herrschaftszelt 5,5x 5,5 m im Quadrat mit Abspannung
Das Gesindezelt, Achteck, 5 m Durchmesser mit Abspannung
Das Marketender- und Hökerzelt, Zweispänner, 4 x 7 m mit Abspannung
Das Söldnerzelt bei Bedarf, Sachszelt, 3 x 6 m mit Abspannung
Das Gewandzelt 3,5x 3,5 m , momentan noch mit Abspannung

Wie viele Quadratmeter benötigt das Lager?

So um die350 m² für das Großlager sollten es nach Möglichkeit schon sein, gerne an etwas windgeschützter Position und in der Nähe von Freunden, die bei den o.g. Aktivitäten gerne mit dabei sind oder einen Zuber betreiben.

Wo kann Euer Lager gesehen und besucht werden?

Die Hagen von Coelln zu Lindenburg schlagen ihr Lager im Verlaufe des Kreuzzuges bei mehreren bedeutenden Tournieren, Märkten und befreundeten Fürsten auf. Alles kriegen wir nicht mehr zusammen, aber wir waren mit Verlass in:

Burg Freienfels, Burg Hohenstein, Reduit Mainz-Castel, Sectaculum zu Worms, Tourney Katznelebogen, Wilhelmsturm zu Dillenburg, Schloss Braunfels, Spektakel Schloss Hülschrat, Marienburg in Monheim, Burg Altena, Ruine Beselich, Kloster Arnstein, Burgmannenhof zu Runkel, Schloß Solms zu Laubach, Ebernburg Bad Münster am Stein, Brömser Burg in Rüdesheim, Heerlager zu Hassloch, Wylag in Ratzeburg, Tourney Freudenberg, Delbrücker Tross, Schloss Amerang, Vierthäler Markt Bacharach, Kloster Schiffenberg, Burg Münzenberg, Schloss Breitung, Burg Herzberg, Echternach in Luxemburg, Dickericher Maat, sowie Zubern in Stadt Blankenberg und viele andere Besuche.

Im Jahre 2008 hatten wir in einem geschäftigen Jahr gar 18 mal das Heerlager aufzuschlagen.

In den folgenden Jahren nahm die Anzahl der Heerlager langsam ab, da der Händlerstand des Kontors "Stupor Mundi" noch mehr Termine auf ausgesuchten Mittelaltermärkten in Anspruch nahm. Auch sind Maiden und Recken dem Kindesalter enteilt und leben nun mehr in der modernen Welt. Der Fürst und die Herrin reisen inzwischen meist als ehrliche, brave Handelsleut durch das Jahr.

So machen wir das seid nun bald 20 Jahren und hegen Zweifel, ob wir tatsächlich einmal nach Jerusalem kommen. Allein unsere alte Kutsche, ein L300, ist in 2010 nach Jordanien verschifft worden - Hurra. Doch auch unser Kaiser hat Jahrzehnte für diese Reise gebraucht und über den Jordan hat es noch jeder geschafft, oder?